Pa.113 Nachlässe. Johann Ulrich Kürsteiner (1840-1909), Gais, Arzt, 1855-1909 (Bestand)

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Ref. code AP:Pa.113
Title:Nachlässe. Johann Ulrich Kürsteiner (1840-1909), Gais, Arzt
Creation date(s):1855 - 1909
Level:Bestand

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Extent:14 Aktenschachteln
Running meters:1.50

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Name of the creator / provenance:Johann Ulrich Kürsteiner, 1840-1909, in Gais AR
Administration history:Johann Ulrich Kürsteiner wurde am 8. September 1840 in Bühler AR geboren. Nach der Kantonsschule in Trogen studierte er von 1858 bis 1863 in Zürich, Prag und Wien Medizin und doktorierte in Bern. Im Jahr 1862 übte er bei verschiedenen Ärzten im Kanton Zürich Praktika aus, unter anderem bei Wilhelm Meyer (1830-1906) in Dübendorf. Eine grössere Reise führte ihn nach Paris und London. In Appenzell Ausserrhoden liess er sich zunächst in Teufen und schliesslich definitiv in Gais nieder, wo er als Arzt lebte. Im Mai 1873 verehelichte er sich mit Adelina Ernestina Bruderer (1852-1922). Johann Ulrich Kürsteiner starb am 19. Mai 1909.
Seine Interessensgebiete - Sozialmedizin, medizinische Statistik, Infektionsprophylaxe, medizinische Regionalgeschichte - verband er mit zahlreichen Vereinsmitgliedschaften und Ämtern:
- 1868-1881: Mitglied der kantonalen Sanitätskommission
- seit 1864 Mitglied des kantonalen Ärztevereins, Präsident 1880-1892
- Vorstandsmitglied Appenzellischer Irrenhilfsverein seit Gründung 1877
- Mitglied Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft, Redaktor des Jahrbuches
- seit 1893 Mitglied der kantonsrätlichen Kommission/Baukommission zur Errichtung der Kantonalen Psychiatrischen Klinik in Herisau
"Seine Gesundheit war fast zeitlebens eine delikate; eine streng geregelte Lebensweise erhielt ihn aber stets leistungsfähig. (...) In der breiten Oeffentlichkeit ist Dr. Kürsteiner nicht stark hervorgetreten. Seine Arbeit war vielfach eine Arbeit im Stillen (...) Wenn er ... den Namen eines medicinae practicus nicht in allen Teilen für sich in Anspruch nahm, so verdiente er den Titel eines Doctor medicinae, eines gelehrten Arztes, umsomehr." (Wiesmann, Paul: Dr. med. J. U. Kürsteiner. In: Appenzellische Jahrbücher 39 (1911), S. 149f.)Kürsteiner hat zahlreiche Vorträge gehalten (z. B. im Ärzteverein) und mehrere Aufsätze (auch in ausländischen medizinischen Zeitschriften) publiziert. Dazu wenige Beispiele:
- Ueber die Entwicklung und den Bestand des Krankenkassenwesens im Kanton Appenzell Ausserrhoden. In: Appenzellische Jahrbücher 1884.
- Dr. J. Georg Oberteufer als Glied einer appenzellischen Aerztefamilie vor 100 Jahren. St. Gallen 1891. (Hinweis dazu: Appenzellische Jahrbücher 1891, S. 146)
- Dr. Emil Fisch, der Begründer unserer Bezirkskrankenhäuser In: Appenzellische Jahrbücher 1905.
- Zu den Bevölkerungsverhältnissen von Ausserrhoden in älterer Zeit. In: Statistik von Appenzell Ausserrhoden. Sammelband der Referate der Jahresversammlung der schweizerischen statistischen Gesellschaft in Herisau vom 28./29. September 1908, S. 265-276.

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Content:Der Bestand enthält umfangreiche und beinahe lückenlose Tagebuch- und Briefserien, die ein reiches autobiographisches Material darstellen, das unter anderem detaillierte Einblicke in den Ausbildungsgang und die Tätigkeit eines ostschweizerischen Landarztes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gibt. Weitere Bestandesteile zeugen von seinen medizinhistorischen Interessen und von seinem Engagement für sozialmedizinische Bereiche. Die Statistiken zur regionalen Krankheitsgeschichte oder zur (historischen) Demographie könnten evtl. noch heute für historische Fragestellungen nutzbar sein. Im Bestand enthalten ist auch das Grundlagenmaterial für seine Arbeit über das Krankenkassenwesen im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Nebenbei hat sich Kürsteiner auch mit der regionalen Wirtschaftsgeschichte befasst. Kürsteiner war gut informiert über die zeitgenössische Diskussion von sozialmedizinischen Fragen und war als Experte im Hintergrund in mehreren Kommissionen tätig. Er darf als Mitbegründer der modernen psychiatrischen Betreuung im Kanton Appenzell Ausserrhoden bezeichnet werden. Die von ihm geleitete kantonale Irrenzählung von 1893 bildete eine wichtige Basis für die Gründung der Kantonalen Psychiatrischen Klinik in Herisau. Er sass auch in zwei Gründungskommissionen dieser Institution. Diese Arbeiten und Tätigkeiten sind im Bestand gut dokumentiert.
Appraisal and destruction:Einzelnotizen (wie Exzerpte aus Zeitschriften, z. B. zur Pest in Indien oder zu internationalen Seuchen-Konferenzen) und notizenhafte Statistiken, die das Ausland oder die Gesamtschweiz betrafen, wurden vernichtet, ebenso fragmentarische Notizen (Vorarbeiten) zu gedruckten Arbeiten.
System of arrangement:Das Tagebuch Nr. 1 war in der Ablieferung des Kantonsbibliothek nicht auffindbar. Für diesen fehlenden Band wurde eine Leersignatur (Pa.113-02-01) vergeben. Ein Teil der Pläne der Kantonalen Psychiatrischen Klinik (Entwurf Ehrensberger) wurde in das Dossier D.047-03-01 (im Bestand Kantonale Psychiatrische Klinik Herisau. Bauakten Gründungszeit) eingegliedert. Bearbeitung von November 2006 bis Januar 2007 durch Peter Mulle nach Vorarbeiten von Iris Blum.

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Related material:- Mn.K-055: Personendokumentation
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- Ca.P-21: Sanitätswesen. Kantonale Psychiatrische Klinik. Psychiatrie und Heilanstalten. Bau
- Cb.P-08/001: KPK-Aufsichts-, bzw. Betriebskommission
- Ca.C-12/041: Regierungsrat- und Verwaltungsakten. Irrenwesen
Publications:- Wiesmann, Paul: Dr. med. J. U. Kürsteiner. In: Appenzellische Jahrbücher 39 (1911), S. 147-154.
- Wilhelm, Hans Rudolf: Irrenzählungen im Kanton Bern des 19. Jahrhunderts und deren Bezüge zu anderen Schweizer Kantonen. Diss. Uni Bern, 1989. Typoskript. (Lc.250)

- (vergleichend oder ergänzend zu Kürsteiners Erhebungen:) E. Anderegg und H. Anderegg: Die schweizerische Philanthropie anfangs des XX. Jahrhunderts. Appenzell. In: Statistik von Appenzell Ausserrhoden. Sammelband der Referate der Jahresversammlung der schweizerischen statistischen Gesellschaft in Herisau vom 28./29. September 1908, S. 1-264.
 

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