Pa.204 Firmenarchiv und Familiennachlass Schefer & Co., Plattstichweberei, Speicher, 1845-1993 (Bestand)

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Information on identification

Ref. code:Pa.204
Ref. code AP:Pa.204
Title:Firmenarchiv und Familiennachlass Schefer & Co., Plattstichweberei, Speicher
Creation date(s):1845 - 1993
Level:Bestand

Information on extent

Extent:1,3 lfm

Information on context

Name of the creator / provenance:Geschäftsleitung, Familienmitglieder
Leitung:1841 Johann Ulrich Schefer
1873 Johannes Schefer-Nagel
1882 nach dem Tod von Johannes Schefer-Nagel übernahm seine Witwe Bertha Schefer-Nagel die Firma
1900 Hans Max Schefer-Geerling (Sohn) steigt in die Firma ein
ab ca. 1909 Kollektivgesellschaft mit Mutter und Sohn und Johann Jakob Nagel-Kern (Bruder von Berta Schefer-Nagel)
1917 Auflösung Kollektivgesellschaft (Tod Jakob Nagel-Kern), Gründung Kommanditgesellschaft mit Hans Max Schefer, seinem Schwager Mathias Figi, Berta Schefer-Nagel und Anna Nagel-Hauser (Witwe von Jakob Nagel-Kern)
bis 1924 Kollektivgesellschaft Hans Max Schefer-Geerling und Mathias Figi
1924 Nach Tod von Berta Schefer-Nagel übernahm Sohn Hans Max Schefer und Schwiegersohn Mathias Figi-Schefer die Geschäftsleitung
1934 Gründung einer Kommanditgesellschaft durch Hans Max Schefer-Geerling (unbeschränkt haftender Gesellschafter) mit Witwe Klara Figi-Schefer (Kommanditärin), Hans Max Schefer arbeitet bis 1955 aktiv im Betrieb mit
1948 Hans Walter Schefer-Jenny übernimmt das Geschäft von seinem Vater Hans Max Schefer-Geerling
Administration history:1838 zog Hans Ulrich Schefer mit seiner Familie von seinem Bürgerort Stein in die Hinterwies bei Vögelinsegg. Er unterhielt einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb und spulte und zettelte in Heimarbeit. Anfangs der 1840er Jahre kaufte J. U. Schefer (1808-1881) die ebenfalls in der Vögelinsegg gelegene Liegenschaft "Tannenbaum", heute St.Gallerstrasse 19 und 21, Assekuranznr. 550 und 551, und richtete eine Handweberei ein. Sein ältester Sohn Johannes (1828-1882) nahm nach der Hochzeit 1874 mit Bertha Nagel (1853-1924) ebenfalls Wohnsitz im "Tannenbaum" und legte den Grundstein für die mechanische Plattstichweberei.
Bald wurde ein erstes Fabrikgebäude erstellt mit mechanischen Webstühle, welche die Arbeit am Handwebstuhl ersetzten. 1896 wurde die Firma um Jacquard-Webstühle erweitert.1899 wurde eine Firma mit mechanischen Plattstichstühlen und den dazugehörigen Vorwerken gebaut. 1903 entstand ein weiterer Neubau mit sechzig mechanischen Plattstichwebstühlen. 1909 wurde das Experiment mit den Jacquard-Webstühlen abgebrochen. Der erste Weltkrieg und die darauf folgenden Jahre machten der Plattstichweberei sehr zu schaffen. 1929 wurden die Vorwerke vergrössert und glatte und Fantasiestoffe angegliedert. Die Stoffe waren fast ausschliesslich für den Export bestimmt. Die Hausindustrie nahm im Laufe des 20. Jahrhunderts stark ab. Die glatten und Fantasiegewebe wurden sowohl im In- als auch im Ausland abgesetzt.

Johannes und Berta Schefer-Nagel hatten drei Kinder, der jüngste war Hans Max (1878-1963). Hans Max war vier Jahre alt, als sein Vater Johannes 1882 verstarb. Die Mutter Bertha und die drei Kinder wurden im August 1882, kurz nach Tod des Vaters, ins Bürgerrecht von Speicher aufgenommen. Nach dem Tod von Johannes 1882 übernahm seine Frau Berta die Leitung der Firma. Der Sohn Hans Max Schefer (1878-1963) besuchte die Kantonsschule in Trogen, machte eine Lehre bei einer St.Galler Textilfirma, besuchte die Seidenwebschule in Lyon und arbeitete im Ausland, bevor er 1900 in das Familiengschäft einstieg.

Ab ca. 1909 unterstützte Jakob Nagel-Kernder, der Bruder von Berta, seine Schwester und seinen Neffen. Hans Max Schefer heiratete 1916 Alice Anna Maria Geerling. Die Familie wohnte bis 1924 in St.Gallen, wo die Firma 13 Jahre lang ein Verkaufsbüro unterhielt. Nach dem Tod von Berta Schefer-Nagel 1924 übernahm der Sohn Hans Max und sein Schwager Mathias Figi, der Ehemann der ältesten Tochter, die Firma. Nach dem Tod von Mathias Figi liessen die Geschwister Hans Max Schefer und die Witwe Klara (Clara) Figi-Schefer (1875-1951) 1934 eine Kommanditgesellschaft eintragen. Hans Max Schefer war Militärrichter im Divisionsgericht 7, war während dem Ersten Weltkrieg im Aktivdienst und schloss seine militärische Karriere als Oberst ab. Ausserdem war er Gemeinderat von Speicher (1907-1912), Bezirksrichter, wurde von der Landsgemeinde ins Obergericht (1933-1939) gewählt, war Kantonsrat (1939-1949) und sass in diversen kantonalen Kommissionen. Er war auch ein passionierter Schütze und Jäger.

Sein Sohn Hans Walter (1917-1996) leistete in einem Appenzeller Regiment Aktivdienst, zunächst in der Innerschweiz, dann im Jura. Er beendete seine militärische Karriere als Oberstleutnant. 1943 trat Hans Walter in die väterlichen Fussstapfen und übernahm 1948 die Weberei. 1943 wurde der Maschinenpark der Firma erneuert und 1953 neue Webmaschinen installiert. Das Personal wurde zu fast neunzig Prozenz aus dem Ausland rektrutiert. Ende 1950 wurde die Firma umfassend reorganisiert. 1961 entstand ein Neubau. Damit konnte die Produktion verdreifacht und der Personalbestand um einen Viertel verringert werden. 1962 wurde die Firma MAKO AG gegründet. Ursprünglich als mechanische Werkstätte für die Feinweberei Schefer & Co. AG gedacht, verselbständigte sich dieser kleine Betrieb in den Folgejahren. Ende der 1960er Jahre began sich die Krise in der Schweizer Textilindustrie abzuzeichnen und verstärkte sich in den 1970er Jahren. 1980 erfolgte das Aus für das Familienunternehmen. Hans Walter Schefer verkaufte die Firma an die Teufner Weberei Schläpfer & Co. Die Mako AG zog in einen Teil der Räume, in denen vormals gewoben wurde. Hans Walder Schefer war Mitglied im Lions-Club, im Jagdschiessclub Weiherweid und reiste viel und gerne. 1946-1951 sass er im Gemeinderat von Speicher, war 1952-1969 Kantonsrat und von 1950 bis 1961 Verwaltungsrat der Trogener Bahn. Besonders verdient gemacht hat sich Hans Walter Schefer bei der Schaffung eines kantonalen Jagdgesetzes 1968-1969.

Information on content and structure

Content:Das Firmenarchiv Schefer und Co. ist nur fragmentarisch überliefert.
Appraisal and destruction:Der Bestand wurde vollständig bewertet und ausser Dubletten keine Kassationen vorgenommen.

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Related material:StAAR, Pa.088 Nachlass von Hans Walter Schefer, Speicher, Oberstleutnant.
Publications:Hüsler, Martin: Hans Walter Schefer. Textiler mit Passionen, 2017 Museum für Lebensgeschichten im Hof Speicher.
Schläpfer, Walter: Oberst Hans Schefer, Speicher (1878-1963). In: AJb, Bd. 91 (1963), S. 33-35.
Eugster, Arnold; Koller, Albert: Heimatgeschichte und Wirtschaft des Appenzellerlandes, Zürich 1949, S. 51. Bibliothek StAAR Hh 2.
 

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