D.023 Tuberkulosefürsorgestiftung des Kantons Appenzell Ausserrhoden, Lungenliga Appenzell Ausserrhoden, 1909-2018 (Bestand)

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Ref. code:D.023
Ref. code AP:D.023
Title:Tuberkulosefürsorgestiftung des Kantons Appenzell Ausserrhoden, Lungenliga Appenzell Ausserrhoden
Creation date(s):1909 - 2018
Level:Bestand

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Extent:1 Lfm

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Name of the creator / provenance:Lungenliga Appenzell Ausserrhoden, Gossauerstr. 2, 9100 Herisau
Frühere Bezeichnung:Appenzellische Tuberkulose-Fürsorge Kommission der appenzellisch gemeinnützigen Gesellschaft AGG, 1909-1913
Stiftung für Tuberkulosenfürsorge des Kantons Appenzell A. Rh., 1913-1975, paralell dazu Appenzell-Ausserhodische Liga zur Bekämpfung der Tuberkulose, gegründet 1920
Stiftung für die Bekämpfung der Tuberkulose und von Lungenkrankheiten, 1975-1992 und paralell dazu Appenzeller Ausserrhoder Liga gegen Tuberkulose und Lungenkrankheiten, 1975-1992
Lungenliga Appenzell Ausserrhoden 1993-2018
Leitung:Spezialkommission zur Errichtung einer Stiftungsurkunde: Regierungsrat Dr. Baumann, Landammann Tober und Dr. med. Paul Wiesmann, alle in Herisau (StAAR, Ca.C12-61-11)
Juni 1913 Wahl von Dr. med. Paul Wiesmann und Pfarrer Maag aus Wolfhalden als Vertreter der AGG in die regierungsrätliche Tuberkulosefürsorgestiftung. (StAAR, Ca.C12-61-14)
Juli 1913 Konstituierung des Stiftungsrats 3 Regierungsräte, 3 bisherige Tuberkulosefürsorgekommissionsmitglieder und 1 Kantonsrat (StAAR, Ca.C12-61-15)

Präsidenten:
Regierungsrat Johann Jakob Tobler 1913-1919, er war von 1913-1918 Landammann und von 1916-1921 Präsident der AGG (StAAR, Ca.C12-61-24 und StAAR, Ca.C12-61-29, HLS-Artikel)
Pfarrer Arnold Custer, Urnäsch, 1919–1922
Pfarrer Wilhelm Schlatter, Schwellbrunn, 1922– Dezember 1927
Pfarrer Hans Gut, Gais, Januar bis Dezember 1928
Pfarrer Wilhelm Müller, Schwellbrunn, 1929–1932
Pfarrer Reinhold Weidmann, Trogen, 1933–1961
Dr. med. Eugen Wiesmann, Trogen, 1962–1967
Dr. med. Werner Merz, Chefarzt Herisau, 1968–1975
Dr. med. Ernst Kuhn, Chefarzt Herisau, 1975–1989
Dr. med. Emil Weisser, Chefarzt Heiden, 1990–2003
Dr. med. Renato Waldburger, Lungenarzt/Chefarzt, Heiden/Wolfhalden, 2003-2017
Rechtsgrundlagen:Stiftungsurkunde vom 31. Mai 1913 (aGS II/245)
Änderung Stiftungsname und Stiftungszweck vom 30. September 1975 (aGS V/690)
Verordnung über die Stiftung «Lungenliga Appenzell A.Rh.» vom 27. März 2001, bGS 816.111
Administration history:Bereits in den 1890-er Jahren wurde die Appenzellisch Gemeinnützige Gesellschaft AGG von Pfarrer Bion wiederholt eingeladen, die Tuberkulosefürsorge an die Hand zu nehmen. Im Vordergrund stand damals bei der AGG die Schaffung einer Irrenanstalt. An der Jahresversammlung der AGG, 1906 in Heiden, wurde nach einem Referat von Dr. Paul Wiesmann eine Subkommission Tuberkulosefürsorge geschaffen. Sie bestand aus den Mitgliedern Dr. Wiesmann in Herisau, Pfarrer Eppler in Stein und Dr. Pfister in Heiden. Im Januar 1909 stellte Direktor Haltmeier aus Heiden der AGG 10'000 CHF zur Verfügung. Nun begann die praktische Arbeit. Dr. Wiesmann plädierte an der Jahresversammlung 1909 für die Einsetzung der Mittel, wie in den Appenzellischen Jahrbüchern nachzulesen ist. Die von Dr. Diem vorgeschlagene Gründung eines Tuberkulosevereins wurde noch abgelehnt. Als wichtigste Aufgabe betrachtete die Tuberkulose-Fürsorge Kommission, die Unterbringung Erkrankter in Sanatorien. Zwischen Februar 1910 und Juni 1913 hat die Kommission 37 Kurpatienten unterstützt. Untergebracht wurden davon 30 in Wallenstadtberg, 2 in Davos und 5 an je anderen Orten. Die Vertragsverhandlungen mit der glarnerischen, solothurnischen und aargauischen Sanatoriumskommissionen betreffend feste Zusammenarbeit mit einem bestehenden Sanatorium scheiterten. "Immerhin gelang es uns, die meisten unserer Patienten in dem vorläufig zur Hälfte ausgebauten St. Gallischen Sanatorium Knoblisbühl Wallenstadtberg unterzubringen", schrieb Dr. Wiesmann in seinem Bericht 1913. Als 1911 das Sanatorium voll ausgebaut wurde, kamen die Verhandlungen zu einem positiven Abschluss. Für Appenzell Ausserrhoder standen fortan 6 Betten zur Verfügung. Bei einer durchschnittlichen 3-monatigen Belegung ergab das 24 Plätze. Die Regierung unterzeichnete den Vertrag zum Sanatorium Wallenstadtberg am 9. September 1911 (StAAR, Ca.C12-61-03). Die Kosten für die Unterbringung der Patienten wurden von 1911 bis 1913 je zur Hälfte vom Kanton und der Kommission für Tuberkulosefürsorge, also der AGG, getragen (StAAR, Ca.C12-61-06). Am 15. April 1911 regte die Regierung durch Botschaft an den Kantonsrat die Schaffung einer Stiftung für Tuberkulosefürsorge an im Rahmen der Zentenarfeier des Kantons zum Beitritt der Eidgenossenschaft. Am 6. Oktober 1911 stimmte die AGG der Gründung einer solchen Stiftung zu. Basierend auf einem Landsgemeindebeschluss vom 27. April 1913 erfolgte im Jubiläumsjahr am 31. März 1913 durch Regierungsratsbeschluss die Gründung der "Stiftung für Tuberkulosefürsorge des Kantons Appenzell A.Rh." Die Regierung brachte aus dem Legat du Puget 100'000 CHF ein. Als Zweck der Stiftung des kantonalen öffentlichen Rechts wurde "die Bekämpfung der Tuberkulose in ihren Ursachen und Wirkungen" formuliert.

Am 23. Februar 1920 wurde die Liga zur Bekämpfung der Tuberkulose gegründet mit dem Doppelzweck, "einerseits dem Stiftungsrat vermehrte Mittel zur Verfügung zu stellen, anderseits aber durch das Mittel der Gemeindefürsorgekommission aufklärende und vor Ansteckung schützende Aufklärung in den einzelnen Gemeinden zu leisten" (Jahresbericht 1920, S.3). Das Rote Kreuz hatte an der Jahresversammlung in Teufen entschieden, die Arbeit der Fürsorgekommissionen in den Gemeinden zu übernehmen (StAAR, D.023-11-01). Aus dem Merkblatt für Organisation und Betrieb der Tuberkulosenfürsorgestellen in den Gemeinden aus dem Jahr 1933 (StAAR, D.023-01-02-03) geht hervor, dass die Tuberkulosenfürsorgekommissionen der appenzellischen Gemeinden vom kantonalen Stitftungsrat für Tuberkulosenfürsorge auf Vorschlag der Ortssektionen des Roten Kreuzes gewählt wurden. In die Kommissionenen Einsitz nahm der Schularzt und wenn möglich ein Mitglied des Gemeinderats. Jede Tbc-Fürsorgekommission betrieb eine Fürsorgestelle mit einer Fürsorgerin, in der Regel die Gemeindeschwester. Auch der Einzug der Mitgliederbeiträge lief über die Kommissionen. Die Hälfte der Mitgliederbeiträge wurden an den kantonalen Stiftungsrat abgeliefert. Die 1989 noch durchgeführte Postcheck-Sammlung der Gemeinden ist auf diesem Hintergrund zu verstehen. Die vom Bund seit 1928 zur Verfügung gestellten Bundesbeiträge gingen an die Fürsorgestellen der Gemeinden (25 bis 33 Prozent der Gesamtkosten), beantragt wurden sie von den Fürsorgerkommissionen der Gemeinden bei der Sanitätskommission des Kantons, diese stellte dann wieder Antrag an die Regierung. Die Bestände der Tuberkulosefürsorgekommissionen befinden sich, sofern noch vorhanden, vor allem in den Gemeindearchiven. Die in diesem Bestand verzeichneten Archivalien kamen erst bei der Fusion 1991 in den Bestand. Die Listen der untersuchten und erkrankten Patienten wurde von den Fürsorgekommissionen in den Gemeinden direkt an die Sanitätskommission des Kantons geleitet. Diese wichtige Unterlagen befinden sich nicht im Bestand der Lungenliga.

Die Hauptaufgabe der Tuberkulosenfürsorgestiftung bestand in den ersten Jahrzehnten nach der Gründung 1913 in der Mitfinanzierung der Kuraufenthalte und der Miete der sogenannten "Appenzeller Betten" im Sanatorium Wallenstadtberg SG. Zur Verdeutlichung: Die Jahresrechnung von 1944 weist Ausgaben von 22'800 CHF aus. Die Patientenunterstützungen betrugen 12'200 CHFund die Bettenmiete 7'700 CHF. Als Massnahmen gegen die Ausbreitung der Tuberkulose finden sich in den Anfangsjahren Ausgaben für die Ferienkolonie Herisau und Ausgaben für Milchkuren. Die Unterernährung in grossen Kreisen der Appenzell Ausserrhoder Bevölkerung während des Ersten Weltkrieges liess im Stiftungsrat die Forderung nach verstärktem Engagement im Bereich der Vorbeugung aufkommen. 1920 gelang es eine dem Stiftungsrat unterstelle "Liga zur Bekämpfung der Tuberkulose" zu gründen. Im Rechenschaftsbericht des Regierungsrates heisst es 1921/1922, Seite131: "Der Stiftungsrat als Oberleitung fühlt sich glücklich, in den Gemeindefürsorgekommissionen zum Teil recht energisch und zielbewusst arbeitende Helfer und Förderer gefunden zu haben: insbesondere verdienen Lob die Fürsorgekommissionen von Herisau, Teufen, Speicher und Heiden, die im Berichtsjahre mit Schulkindern die Sonnen- und Präventivkuren nach Dr. Jeanneret während zirka vier Wochen durchgeführt haben." Von 1922 bis 1933 wurden die Freiluft- und Sonnenkuren nur noch in Herisau und Teufen durchgeführt, danach wurden sie ganz eingestellt. Die Schülerspeisungen wurden beibehalten. Der Nachkontrolle der Sanatoriumsentlassenen und der Prophylaxe dient auch die 1942 in Herisau eingeführte ärztliche Sprechstunde, die alle zwei Monate stattfand. Der Chefarzt vom Sanatorium Wallenstadtberg, Dr. med. J. Steiger, bot neben der Sprechstunde in Herisau auch eine in Rorschach an, welche den Vorderländern seit 1943 auch zur Verfügung stand. 1947 fanden in Herisau erstmals Durchleuchtungen ganzer Fabrikbelegschaften statt, 1956 folgten Durchleuchtungen von Verdachtsfällen bei den Patienten der Heil- und Pflegeanstalt und beim Personal. 1990 wurden die Reihendurchleuchtungen endgültig eingestellt. An erster Stelle stand nun die Vermietung von Sauerstoffheimtherapiegeräten. Es folgten verschiedene Kampagnen im Bereich Passivrauchschutz und Tabakprävention. Seit dem 1. April 2016 werden die Aufgaben der Lungenliga AR von der Lungenliga St. Gallen wahrgenommen. Am 23.01.2017 schlossen sich die drei Lungenligen St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden zur "Lungenliga St.Gallen-Appenzell" zusammen. Das Staatsarchiv St.Gallen wird die Archivierung nach der Fusion übernehmen.

Information on content and structure

Appraisal and destruction:Kassiert wurden Doppel der Protokolle, Einladungen mit Traktandenlisten, Korrespondenz zu Terminfestlegungen.

Information on related materials

Related material:StAAR, Ca.B27-38-01 Vollziehungsverordnung zum Bundesgesetz vom 13. Juni 1928 betreffend Massnahmen gegen die Tuberkulose, Kantonsratsakten
StAAR, Ca.C12-61 Regierungsratsakten zur Tuberkulosefürsorge
StAAR, Ca.C13 enthält die Regierungsratsbeschllüsse zu Mutationen im Stiftungsrat
StAAR, Ca.P05 Akten der Sanitätskommission
StAAR, Cb.P02 Protokolle der Sanitätskommission
StAAR, Na.01 Rechenschaftsberichte des Regierungsrates, enthalten die Rechenschaftsberichte der Tuberkulosenfürsorge von 1913/1914 bis 2007.
Publications:Luft zum Leben. 100 Jahre Lungenliga, Frühlingsausgabe Gesundheitsmagazin 2013.
Nekrolog Paul Wiesmann, in: Appenzeller Jahrbuch 44(1916).
 

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